Das Stress-Toleranz-Fenster bietet einen anschaulichen Einblick in die Funktionsweise unseres Nervensystems unter Stress. Diese Erkenntnisse können dazu beitragen, sich selbst und andere besser zu verstehen. Lass uns einen Blick darauf werfen, was das Toleranzfenster ist und wie es durch gezielte Maßnahmen erweitert werden kann.
Was ist das Toleranzfenster?
Das Toleranzfenster definiert den emotionalen Intensitätsbereich, in dem wir uns sicher und wohl fühlen. Innerhalb dieses Fensters können wir rational denken, Neues lernen und das Leben genießen. Die Bandbreite reicht von angenehmer Aufregung und Freude bis zu tiefer Entspannung und einem Gefühl von Verbundenheit.
Stress und das Verlassen des Toleranzfensters:
Unter Stress werden emotionale Schwankungen intensiver, und das Nervensystem schwingt in größeren Amplituden.
Auf uns Menschen wirken externe Stressoren, wie:
• Anforderungen auf der Arbeit,
• politische Themen,
• die eigene Gesundheit,
• existenzielle Faktoren,
• enge Bindungen (z.B. Konflikte),
und interne Stressoren, wie:
• eigene Ziele und Bedürfnisse (kann ich diese erreichen/mir erfüllen),
• interne Selbstdialoge
(innere Kritiker/Antreiber),
• Sorgen,
• Gedankenschleifen,
• Gefühle (wenn ich diese noch nicht gut regulieren kann).
Dies kann dazu führen, dass wir das Toleranzfenster (grün) verlassen und entweder in Übererregung (wir kommen nicht mehr runter/rot) oder Untererregung (wir kommen nicht mehr hoch/blau) geraten. Übererregung manifestiert sich durch Symptome wie Angst, Wut, Schlaflosigkeit, Panik, Aggressionen, während Untererregung zu Gefühlen von Depression, Erschöpfung und Taubheit führen kann. Befinden wir uns zu lange in einem der beiden Bereiche, dann ist das ungesund für Körper und Psyche.
Toleranzfenster erweitern:
Das Toleranzfenster bleibt nicht immer gleich, sondern ist in verschiedenen Lebensphasen mal größer und mal kleiner. Eltern mit kleinen Kindern wissen nur zu gut, dass in dieser Lebensphase viele externe und interne Stressoren auf sie einwirken. Das Stress-Toleranz-Fenster kann aber auch an Tageszeiten gekoppelt sein. Morgens ist man in der Regel noch viel belastbarer als am Abend, wenn man schon einen anstrengenden Arbeitstag hinter sich gebracht hat. Wie schon einmal erwähnt, ist es nicht gut für uns Menschen, wenn wir zu lange über- oder untererregt sind. Deshalb ist es sehr wichtig, uns selbst nicht aus den Augen zu verlieren und für unser Wohlbefinden zu sorgen.
In Stresssituationen geht der Körper in einen Modus der Alarmbereitschaft über. Diese Reaktion kann in bestimmten Situationen helfen, sich zu fokussieren und zu konzentrieren. Andauernder Stress wirkt sich jedoch negativ auf die Gesundheit aus. Es ist wichtig, seine eigenen Stressreaktionen besser zu verstehen. Dafür ist es hilfreich, über die Frage nachzudenken: „Was macht mir eigentlich Stress?“.
Man kann sowohl an internen als auch an externen Stressoren arbeiten, wenn man sich den Themen, die für Stress sorgen, zuwendet. Wenn man diese bewusst angeht und an kleinen oder großen Stellschrauben der Veränderung dreht. Das Ziel sollte sein, in den grünen Bereich, also den Toleranzbereich zu kommen, um ein ausgewogenes Leben führen zu können.
Die Erweiterung des Toleranzfensters kann man vor allem steuern durch vermehrte Selbstfürsorge. In der Körpertherapie werden sieben Stufen identifiziert, die das Toleranzfenster schrittweise erweitern, darunter Innehalten, tiefes Atmen, bewusstes Wahrnehmen von Emotionen, Akzeptanz von Erfahrungen und Emotionen, Selbstliebe, Loslassen von Emotionen und die Entscheidung zum Handeln. Durch die Integration dieser Schritte in den Alltag entsteht eine Routine, die es erleichtert, sie auch in herausfordernden Situationen anzuwenden.
Fazit:
Das Verständnis des Toleranzfensters und die gezielte Erweiterung durch Selbstfürsorge und achtsame Praktiken können den Weg zu mehr emotionaler Resilienz ebnen. Ein bewusster Umgang mit den eigenen Emotionen ermöglicht es, das Toleranzfenster zu erweitern und somit gelassener und ausgeglichener im Leben zu stehen.
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