Laura Hackl-Meneses (MusikMama) interviewt Rodscha und Tom
Erinnerst du dich, an dieses eine bestimmte Lied aus deiner Kindheit, das dich stark gemacht hat? Das dir Mut gegeben hat, das dich über bestimmte Erlebnisse hinweg begleitet oder getröstet hat? Jeder trägt diese bestimmten Herzensmelodien und Lebensohrwürmer in sich. Dabei können dies Melodien und Lieder sein, die dich beim Hören wie automatisiert in dieses kindliche Gefühl zurückversetzen. Musikalisch getriggert sozusagen.
Ein bestimmter physischer Prozess in unserem Gehör, der Gedächtnis und Emotionen verbindet, vergleicht Gehörtes und differenziert, ob wir es schon mal gehört haben oder ob es neu ist. Dabei stellen wir eine Verbindung her ( Filmmusik, Rituale, Themes etc). Wir können dies in unserem Elternalltag dazu nutzen Situationen mit Liedern zu begleiten und somit Vertrautheit und Rituale schaffen. Pädagog*innen, Erzieher*innen, Lehrer*innen können Brücken zu Lerninhalten bauen, und Themen können intrinsisch motiviert auf- und wahrgenommen werden.
Musik kann unseren Kindern genau das vermitteln was sie im Hier und jetzt mehr als alles andere brauchen. Neben pädagogischen Liedern, Jahreszeiten-Liedern, Bewegungs-und Quatschliedern, gibt es deshalb seit jeher die so genannten Mutmachlieder. Lieder, die Kinder durch besondere Texte und Themen stärken und begleiten sollen. Dabei wenden sich Kinderliedermacher besonders den Themen zu, welche im Alltag für Kinder eine besondere Rolle spielen. Freundschaft, Umgang mit Gefühlen, Übergänge erleichtern uvm.
Die Kinderliedermacher und Musiker Roland Schneider und Thomas Wagner, bekannt als Rodscha und Tom erobern mit ihrer liebevollen Kindermusik, den mitreißenden Mitmachliedern und unvergesslichen Kinderkonzerten die Herzen von Kindern und Eltern. Als Familienband sind sie im Fernsehen in bekannten Kinderformaten zu sehen, geben Kinderkonzerte und begeistern auf ihrem YouTube Kanal über 20 Millionen Große und Kleine Zuhörer. Ihr besonderes Anliegen dabei ist es Kinder mit ihrer Musik zu stärken. Wir wollen mehr darüber erfahren und sind mit den beiden energiegeladenenKindermusikern ins Interview Gespräch gegangen.
Roland und Thomas, ich schreibe und veröffentliche als MusikMama selbst bindungsstärkende Familienmusik. Deshalb freue ich mich um so mehr, dass ich das Interview mit euch führen darf. Auf welche Art und Weise kann Musik eurer Erfahrung nach stärken?
Mithilfe von Kinderliedern werden Kinder ganzheitlich gefördert - in ihrer sozialen Kompetenz, ihrer Sinneswelt, ihren Bewegungsmöglichkeiten. Wenn sich Kinder in den Texten wiederfinden, können diese Texte Kinder stark machen und sie in ihrem Selbstwert stärken. Singen und Musizieren schult die Körperwahrnehmung. Wenn Kinder singen, werden ihre sprachlichen Fähigkeiten gefördert, wenn sie Musik hören, entwickeln sie die Fähigkeit zur Konzentration. Singen, Bewegen und Musizieren mit Kindern fördert die soziale Kompetenz und die ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung.
Was ist euch beim Schreiben von Liedern besonders wichtig?
Kinderlieder sollen zum einen einfach und nachvollziehbar sein, zum anderen interessant, witzig und abwechslungsreich, das heisst auch moderne Sprache, zeitgemäße Themen und pfiffige Musikarrangements bieten.
Welche Kompetenzen und Themen sind eurer Meinung nach heutzutage wichtig, sodass sie in Form von Musikaufgegriffen werden sollen?
Ein Anspruch ist es, sich am Kind, seiner Lebenswelt, seinen Fähigkeiten und Begabungen zu orientieren. Die Kinder sollten sich in den Texten und Melodien wieder finden können, die Lieder sollten Situationen und Stimmungen beschreiben, die Kindern vertraut sind. Kinderlieder können auf diese Weise trösten, Mut machen, die Fantasie anregen, entspannen und für Heiterkeit sorgen.
Unterscheiden diese Ansprüche sich eurer Meinung nach zu früher?
Die Ansprüche haben sich verändert, früher wurden hauptsächlich traditionelle Kinderlieder gesungen, in der heutigen Zeit gibt es eine starke Kindermusik-Szene mit moderner zeitgemäßer Musik und aktuellen Themen. Früher gab es eine klarere Trennung von Kinderliedern und "erwachsenen" Liedern. Heutzutage hören Kinder immer früher und immer mehr auch die Musik der Eltern mit. Sie "wachsen" nun eher aus der Kindermusik heraus, auch die Zeit der gelebten Kindheit wird immer geringer. Vor 20 Jahren hörten 12jährige noch ganz normal Kinderlieder, nunmehr ist es oft schon mit 9 Jahren peinlich, Kind zu sein und Kinderlieder mitzusingen. Diese Entwicklung ist aber bedenklich, weil es wichtig ist, Kindheit auszuleben.
Welche Vorbilder begleiten euch in eurem Dasein als Kinderliedermacher und aktive Musiker?
Rolf Zuckowski und Fredrik Vahle sind auf auf alle Fälle die Helden der "neuen" Kindermusik. Direkte Vorbilder gibt es aber für uns nicht, uns ist es wichtig, den Kindern unterschiedliche Musikstile vertraut zu machen. Latino, Pop, Punk, Rock, HipHop, Reggae... Die Kinder können sich dann selber raussuchen, was ihnen gefällt.
"Musik schafft Bindung" lautet ein Motto vom THEKLA. In unseren Kursen, Kurskonzepten und Ausbildugen bemühen wir uns Eltern und Familien Hilfen an die Hand zu geben, die ein Bewusstsein für
die Themen rund um eine gewaltbewusste und bedürfnisorientierte Begleitung, achtsame Sprache, Beziehungsarbeit, Gewaltfreiheit, Gefühle und Bedürfnisse und Selbstliebe schaffen. Musik kann eine wunderbare Brücke sein, ein Leben in Beziehung und Verbindung zu ebnen. Mit den lustigen und stimmungsvollen Liedern von Rodscha und Tom oder meinen Liedern könnt ihr gemeinsam tanzen, Spaß haben und die stärkenden Worte der wertvollen Texte direkt ins Herz integrieren.
Eure MusikMama Laura
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