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Blogbeiträge

Geschwisterstreit liebevoll begleiten: Tipps von der Autorin Katharina Spangler



Streiten deine Kinder oft miteinander? Fühlst du dich in solchen Situationen manchmal überfordert? In unserem heutigen Blogbeitrag haben wir die Freude, mit der Autorin Katharina Spangler zu sprechen. Katha ist selbst zweifache Mutter und Autorin mehrerer erfolgreicher Elternratgeber. Ihr neues Kinderbuch ist eine Mischung aus Eltern- und Kinderratgeber. Sie hat sich intensiv mit den Herausforderungen von Konflikten im Familienalltag beschäftigt. Mit ihrem Buch „Ups, wir haben Streit: Eine Vorlesegeschichte, die deinem Kind hilft, mit Konflikten umzugehen“, bietet sie nicht nur eine einfühlsame und unterhaltsame Geschichte für Kinder, sondern auch wertvolle Ratschläge für Eltern, um Konflikte besser zu verstehen und zu bewältigen.


Zusammen mit Michèle Liussi führt Katharina den „Mamafürsorge“-Podcast. Finden könnt ihr diesen auf allen bekannten Streaming Plattformen. Hört unbedingt mal rein. In unserem Interview wird Katharina über ihre Motivation, ihre Erfahrungen und ihre wertvollen Tipps berichten, wie Eltern ihren Kindern helfen können, Konflikte auf gesunde Weise zu bewältigen.

 

 

Liebe Katha, wie können Eltern die individuellen Bedürfnisse ihrer Kinder besser verstehen, um Konflikte zwischen Geschwistern zu minimieren?

Dazu möchte in an erster Stelle sagen: Konflikte unter Geschwistern gehören dazu, sie sind Teil des Alltags und sie haben sogar wichtige Funktionen: Kinder lernen, wie man Kompromisse oder Übereinkünfte findet, die lernen, die eigenen Interessen zu vertreten und mit Wut umzugehen. Streit und Konflikte schulen die Empathie und sie helfen, sich seiner Bedürfnisse bewusst zu werden. Sie zu minimieren oder gar zu vermeiden, muss also gar nicht das Ziel sein.

 

Aber natürlich ist es für alle in der Familie anstrengend, wenn es nur noch kracht. Wer als Elternteil versucht, die Bedürfnisse dahinter zu erkennen, anstatt mit Strafen um sich zu werfen, hat schon ganz viel richtig gemacht. Wer als Mutter oder Vater solche Konflikte begleitet, kann sich bemühen, wirklich zuzuhören. Man sollte sich nicht in einen Streit einmischen, aber man kann nachfragen und beide Seiten zu Wort kommen lassen. Das klappt vielleicht nicht in dem Moment, in dem es hoch hergeht, aber im Nachgang. Und je älter die Kinder sind, desto leichter kann man sie auch einbinden, zum Beispiel, indem man wie die Familie in meinem Buch, Streitregeln aufstellt. Wie bei allen Regeln werden sich da nicht immer alle sofort daran halten – aber alle können sich darauf beziehen.

 

Sehr hilfreich sind auch 1:1-Zeiten mit jedem Kind, in dem man als Elternteil die Chance hat, mal genauer nachzufragen oder einfach Zeit miteinander zu verbringen und sich besser kennenzulernen. Der positive Nebeneffekt: Manchmal hilft es, wenn die Geschwister nicht permanent nur zusammen sind, um  wiederkehrende Konflikte zu entschärfen.

 

 

Welche Rolle spielen Kommunikation und Empathie dabei, Geschwisterkonflikte frühzeitig zu erkennen und zu lösen?

Wie überall in der Erziehung: eine große Rolle! Oft wird so laut gestritten, dass man keine Probleme hat, Konflikte zu erkennen. Aber darunter schwelen ja manchmal Gefühle und Bedürfnisse, die wir nicht so leicht erspüren. Es wäre ziemlich gut, wenn wir wie Spürhunde schon erschnuppern könnten, wann ein Streit im Anmarsch ist, und die Bombe gleich entschärfen. Wenn man sich aber vor Augen hält, dass vor allem jüngere Geschwister bis zu 6-mal pro Stunde aneinandergeraten, ist das sowieso kaum zu leisten.

Was wir als Eltern aber tun können: Versuchen, zu verstehen, warum es zum Streit gekommen ist. Verständnis haben. Keine Partei ergreifen. Und das gelingt besser, wenn wir uns in alle Kinder einfühlen können und gut miteinander im Gespräch sind. Wir können auch gemeinsam nach Lösungen suchen. Manchmal reicht es aber schon, wenn wir die Gefühle begleiten und – ganz wichtig – für alle Kinder da sind.

Das klingt alles einfacher, als es tatsächlich ist. Und auch an dieser Stelle möchte ich Eltern nochmal den Druck nehmen: Ihr macht nichts falsch, wenn sich eure Kinder streiten. Das gehört einfach dazu. Ihr könnt sie dabei begleiten, ihr könnt gemeinsam versuchen, dass es weniger wird, ihr könnt darüber sprechen und Verständnis zeigen. Aber ihr müsst den Streit nicht aus eurem Familienleben eliminieren. Das wäre zu viel verlangt und ist gar nicht nötig.

 

 

Inwiefern können Eltern durch Begleitung ihren Kindern helfen, Konflikte konstruktiv zu bewältigen und dabei wichtige soziale Fähigkeiten zu entwickeln?

Kinder lernen, während sie streiten eine Menge, auch wenn es für uns nicht immer so aussieht. Ich habe schon erwähnt, welche Funktionen Streit hat. Und sie lernen an Vorbildern!

 

Das heißt: Eltern können vorleben, wie man „richtig“ streitet. Sie können offen zeigen, dass Konflikte dazugehören und wie man sie löst. Sie können im Alltag immer wieder thematisieren, dass man sich gern haben und anderer Meinung sein kann – gleichzeitig.

 

Die Krux ist: Auch wir Erwachsenen haben nicht immer gelernt, konstruktiv zu streiten. Das kann aber auch eine Chance sein, gemeinsam mit den Kindern einen gesunden Umgang mit Konflikten zu lernen. Zum Beispiel über die schon genannten Streit- oder Familienregeln. Wenn alle gemeinsam versuchen, sich daran zu halten, auch mal scheitern, aber immer wieder darauf zurückkommen, steigert das die Motivation.

 

Ein paar Punkte sind mir ganz wichtig:

  • Eingreifen, nicht einmischen. Partei zu ergreifen ist nie eine gute Idee. Aber wenn Gefahr droht, sich die Kinder verletzen oder eines der beteiligten Kinder noch unter drei Jahren ist sollte man Streit begleiten und nicht einfach laufen lassen.

  • Die Schuldfrage vermeiden. Sie ist mühsam, sie kommt immer wieder auf, sie hilft aber so gut wie nie: Die Frage, wer „Schuld“ hat. Eine Familie ist kein Gericht. Es geht nicht darum, Strafen zu verhängen, sondern wieder zueinander zu finden. Also sollte man dieses Wort am besten ganz streichen.

  • Es ist okay und sogar hilfreich, wenn Eltern auch mal vor den Kindern Streit austragen, wenn sie dabei zivilisiert bleiben. Was aber Tabu ist: Ein Streit VOR den Kindern ÜBER die Kinder. Das verunsichert, verletzt, verstört und ist nicht angebracht.


 

Warum hast du dieses Buch geschrieben?

Das Buch ist entstanden, weil es, wie bei allen Familien, auch bei uns zu Hause ganz oft Geschwisterstreit gibt. Meine Kinder haben auch noch genau den Altersabstand, wo es am häufigsten zu Konflikten kommt, einfach weil die Konkurrenzsituation sehr groß ist. Wie alle Eltern nervt mich das häufig, weiß ich nicht immer weiter, habe ich mich oft gefragt: Was habe ich nur falsch gemacht? Ich weiß jetzt: Gar nichts! Und das ist schon sehr entlastend. Das Buch soll Eltern die Sorge nehmen, dass es nur in ihrer Familie so ist. Es soll aber vor allem Kinder und Eltern helfen, über das Thema ins Gespräch zu kommen. Wenn sie gemeinsam die Geschichte von Greta und ihrer Familie lesen, gibt es immer wieder Anknüpfungspunkte (sogar im wörtlichen Sinne: diese Stellen sind mit Punkten markiert), um über eigene Konflikte ins Gespräch zu kommen. Als Elternteil erfährt man, wie die Kinder die Konflikte warhnehmen, was daran sie vielleicht bedrückt, was sie vielleicht ganz anders wahrnehmen als Erwachsene – das schult Empathie und ermöglicht Kommunikation. Und ganz nebenbei kann man beim gemeinsamen Lesen auch viel lachen und eine Menge Spaß haben. Das ist immer eine gute Prävention für Konflikte.

 

 

Katharina Spangler arbeitet als selbstständige Lektorin in Süddeutschland. Nach der Geburt ihres jüngsten Sohnes erkrankte sie an einer Wochenbettdepression. Gemeinsam mit ihrer Co-Autorin Michèle Liussi und ihrem gemeinsamem Projekt www.mamafuersroge.com setzt sie sich dafür ein, psychische Erkrankungen bei Müttern ins Gespräch zu bringen und zu enttabuisieren.

 


 

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