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Blogbeiträge

Starke Kinder mobben nicht - Verlässliche Bindung als Schutz = Kinderschutz




Wie können Kinder vor Mobbing geschützt werden? Wie schütze ich mein Kind davor, andere Kinder zu mobben?


Das Ausmaß der böswilligen, entwertenden Äußerungen und Handlungen im Schulalltag und auch im Kita - Alltag sind seit vielen Jahren ein zunehmend großes Thema. Meist wird eine unzureichende Lösung für die sogenannten “Mobbing-Opfer“ (die Kinder, die Ziel der Übergriffe sind) gesucht – beispielsweise wie diese sich verhalten sollen, wenn ihnen Leid zugefügt wird, oder aber, was Eltern tun können, um das Selbstbewusstsein ihrer Kinder zu stärken, oder einem Klassenwechsel. Wie fatal: Dem Kind wird Leid zugefügt, es fühlt sich ausgeliefert und empfindet häufig Scham. Und dann wird es als schuldig hingestellt, weil es auf eine bestimmte Weise reagiert hat. Eine angemessene Hilfe und ein Schutz sind wichtig, da Kinder, die einmal zum „Mobbing-Opfer“ gemacht wurden, unter Umständen noch viele Jahre mit daraus resultierenden Symptomatiken wie Angst, Depressionen, Vermeidung usw. zu kämpfen haben.


Das Urvertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen, ebenso wie das Selbstbewusstsein und das Selbstvertrauen, werden durch Mobbingerfahrungen so weit geschwächt, dass es sehr lange dauern kann, bis das Kind wieder Sicherheit empfindet.


Doch es sind nicht nur die sogenannten „Mobbing-Opfer“, denen geholfen werden muss. Denn ein Kind würde niemals zu einem aktiven Mobber werden, wenn es über einen verlässlichen Rückhalt verfügen würde, ein positives Empfinden sich selbst gegenüber hätte und wenn die erlernte Kommunikations-fähigkeit Respekt beinhalten würde. Eine tiefsitzende Unsicherheit spielt in dem Geflecht von aktiven Mobbern, passiven Mobbern und den Gemobbten eine wichtige Rolle.

Kinder beginnen aktiv zu mobben, weil sie ein Ventil für ihre eigene Verzweiflung benötigen. So passiert es, dass Kinder, die zu Hause beispielsweise wegen einer als zu aufgeweckt oder nicht angemessen empfundenen Art oder eines besonderen körperlichen Merkmals abwertend behandelt werden oder sich alleingelassen fühlen, den dabei entstehenden Seelenschmerz auf andere Kinder übertragen. Kinder, die sich zu Hause nicht wehren dürfen oder unter Verhaltens- oder Leistungsdruck stehen, können oftmals sehr subtil mobben.


Mobber wollen den Wert ihrer eigenen Person wieder steigern, indem sie den Wert anderer Personen mindern. Mobbing soll die eigene Unsicherheit verstecken. Insbesondere Kindern gegenüber, die ebenfalls über Besonderheiten, Begabungen, gute emotionale Fähigkeiten, ein liebevolles Zuhause oder besondere Stärken verfügen, wünschen sich manche Kinder mit bereits gemindertem Selbstwertgefühl, dass diese es genauso schwer oder sogar noch schwerer als sie selbst haben sollen. Das ist Neid auf die Akzeptanz des anderen. Aktiv mobbende Kinder unterstellen den gemobbten Kindern eventuell nur eine der Eigenschaften, für die sie selbst kritisiert wurden – das heißt, sie streuen Gerüchte, um zu sehen, ob das andere Kind dann weniger gemocht und aus der Gruppe ausgeschlossen wird. Dazu kommt es, weil Mobber nicht darauf vertrauen, dass sie um ihrer selbst willen gemocht werden und auch dann Erfolge erleben können, wenn andere Kinder ebenfalls gute Leistungen erbringen. Kindern, die mobben, fehlen Geborgenheit und Akzeptanz, und weil sie dies nicht ertragen, bringen sie ihre „Opfer“ in die gleiche oder eine noch schwierigere Situation. Meist haben Kinder, die mobben, zwei Gesichter: sehr aufgeschlossen und gespielt nett, verständnisvoll und hilfsbereit zu Erwachsenen und auf der anderen Seite beleidigend, abwertend und demütigend zu anderen Kindern. Oft werden Drohungen ausgesprochen, wenn das Kind, welches gemobbt wird, sich Hilfe holt: Wenn du es jemanden verrätst, dann passiert…Deshalb bleibt Mobbing oftmals geheim.


Die Problematik des Mobbings darf nicht mit Meinungsverschiedenheiten oder vorübergehenden Streitereien verwechselt werden, welche völlig normal und äußerst wichtig für die Entwicklung sind. Jede Art von körperlicher oder psychischer Demütigung, Beleidigung und Abwertung ist bereits Mobbing. Dennoch sollte sensibel auf die Verhaltensweisen von Kindern geachtet werden, damit allen Beteiligten schnellstmöglich geholfen werden kann. Es geht nicht darum, Kindern zu sagen, dass sie nicht mobben dürfen (hilft auch nicht), oder sie haltlos zu bestrafen, sondern darum zu verstehen, warum sie mobben, und auch ihrem Leid Beachtung zu schenken. Sonst kann die Situation verschlimmert und „Mobber: in“ in eine Isolation getrieben werden. Vielleicht besteht seitens des „mobbenden Kindes“ Angst, aus der entstandenen Dynamik auszusteigen, weil er denkt, dann seinen erworbenen Respekt der Mitschüler: innen zu verlieren.

Es ist der Mangel an - oder falsch genutzte Empathiefähigkeit, welches Kindern eine Basis dafür bietet, anderen Kindern grundlos und unverhältnismäßig Leid zuzufügen. Seine Empathiefähigkeit verliert oder nutzt aber niemand ohne Grund, um zu mobben. Es gibt immer einen Auslöser, der dazu führt, dass ein Mensch – egal ob ein Erwachsener oder ein Kind – sein Herz verschließt.


Die Kinder und Jugendlichen mit Mobbingerfahrungen sind besonders zu schützen und ihre Erfahrungen und Gefühle ernst zu nehmen. Es stellt sich für mich die Frage: Welche Erwachsenen im Umfeld (Eltern, päd. Fachkräfte, Lehrkräfte, Vertrauenslehrer: innen etc.) sind Vorbild für dieses Verhalten oder aktivieren es unbewusst bei Kindern und Jugendlichen?

Aktiv mobbende Kinder haben ein großes Problem mit angemessener Kommunikation. So werden sie häufig zu Hause selbst zu oft und streng bewertet oder aber viel zu wenig in ihrer Individualität beachtet. Dies führt zu einer immer größer werdenden Frustration, die ein Kind irgendwann nicht mehr verarbeiten kann. Woran Sie erkennen, dass Ihr Kind sein Herz verschlossen hat, und welche Möglichkeiten es gibt, ein Kind davor zu bewahren, beschreibt die Kinder- und Jugendlichen Psychotherapeutin Gundula Göbel in ihren Büchern „Emotionale Hungersnot“ und „Schrei nach Geborgenheit – Emotionale Begleitung bis in die Pubertät“.


Es gibt viele Impulse, wie Eltern ihre Kinder trösten und stärken können, wenn sie zum „Mobbing-Opfer“ gemacht wurden. Jedoch fehlen oftmals eine konkrete Hilfe und Schutz. Die Eltern der „Mobbing-Täter“ stehen häufig mit genauso wenig Beistand und Schuldgefühlen da, obwohl sie ebenso hilflos sind. Dabei ist es sehr wichtig, dass das mobbende Kind in diesem Moment keine weitere Frustration, keine Entwertung erfährt. Das mobbende Kind braucht Unterstützung sowie klare Grenzen und muss die Verantwortung übernehmen, aber vor allem braucht es endlich einen Halt. Der Wunsch nach Geborgenheit und Sicherheit besteht bei Kindern in der Pubertät ebenso wie bei einem Kleinkind! Ein mobbendes Kind sucht das Gefühl von Zugehörigkeit oder gar Macht, wenn es andere Kinder gegen das Opfer aufhetzt. Es will eventuell Grenzen überschreiten, weil seine eigenen Stoppsignale bisher nicht ernst genommen wurden, und es wünscht sich Aufmerksamkeit.


Geben Sie als Elternteil Ihrem Kind Aufmerksamkeit, trauen Sie sich, Ihr Kind zu trösten, statt es zu strafen, obwohl es einen Fehler gemacht hat, und arbeiten Sie gemeinsam mit ihm daran, zu sich und dem eigenen Glück zu finden, ohne dafür anderen ihr Glück zu nehmen.

Bieten Sie Ihrem Kind Möglichkeiten, sich emotional auszupowern, sowohl in positiven als auch in negativen Gefühlslagen. Ihr Kind darf frustriert sein, wenn seine Bedürfnisse zu lange nicht beachtet wurden. Das Wichtige ist nun, einen Weg zu finden, Frustration auf gesunde Weise abzubauen. In einem Sportverein bietet sich die Chance auf einen fairen Leistungsvergleich und das Erreichen von Erfolgen – aus eigener Kraft. Aber Kinder und Jugendliche brauchen auch verlässliche und warmherzige Eltern, die zuhören und ihnen Aufmerksamkeit schenken. Eine verlässliche Bindung und viele schöne Bindungsmomente bewahren davor, „Mobber: in“ zu werden.


Die Gefahr, zum – zumindest passiven – Mobber: in zu werden, besteht häufig auch bei ehemaligen Mobbing-Opfern. Wenn Kinder ihren Schmerz nach der Mobbing-Erfahrung noch nicht überwunden und verarbeitet haben, neigen sie dazu, sich eine Position zu suchen, in der sie emotional möglichst weit entfernt von einem Mobbing-Opfer sind. Diese Position ist die des Mobbers. Auch dies ist die Folge von einem verschlossenen Herzen und dem Versuch, sich selbst wieder aufzuwerten. Ein anderer Grund, vom Mobbing-Opfer zum Mobbing-Täter zu werden, kann aber auch die Angst sein, selbst wieder die Zielscheibe von jemand anderem zu werden, wenn er selbst nicht als erster seine Position bezieht. Achten Sie auf die innere Sicherheit Ihrer Kinder, geben Sie den Kindern Zeit, Geborgenheit und Selbstbewusstsein! Denken Sie an Ihren eigenen Wert innerhalb Ihrer Familie und innerhalb Ihres ganzen Lebens – nur so vermitteln Sie dieses Gefühl auch Ihren Kindern. Egal, welche Eigenarten oder welche Persönlichkeit ein Kind zeigt, jedes Kind, jede/r Jugendliche und jede/r Erwachsene braucht Schutz und Anerkennung und wünscht sich Dazugehörigkeit.


Eine verlässliche Eltern-Kind-Bindung und gute Lehrkräfte-Schüler-Beziehung ist der beste Schutz. Verletzen Sie nicht die Bindungswurzeln der Kinder und Jugendlichen. Ich habe bis heute nicht vergessen wie alleine und beschämt ich war, als ich in der 2. Klasse meine weiße, kuschelige Mütze in der Schultoilette wiedergefunden habe. Keinem habe ich davon erzählt und auf dem Schulhof war ich aufgrund meiner damals extrem dünnen und langen Beine die Bohnenstange und Brillenschlange. Alle haben gelacht, auch die Lehrkräfte. Mir ist das Lachen vergangen.

Lassen Sie bitte Ihre Kinder nicht allein mit ihren Gefühlen, Sorgen oder ihrer Verzweiflung.


Ihre und Eure

Gundula Göbel


Hier nun eine kleine Zusammenfassung, worauf geachtet werden muss:

1. Die Erwachsenen müssen bei Mobbingverdacht sofort einschreiten, angemessen handeln und Kinder und Jugendliche schützen. Bewertungen überdenken, aufmerksam zuhören, klare Botschaft senden: Mobbing hat an unserer Schule, in unserer Kita keinen Platz.


2. Veränderungen am Verhalten des Kindes ernstnehmen, z.B. Angst vor dem Schulweg, Vermeidung des Sportunterrichts, Verweigerung, an Veranstaltungen oder Treffen teilzunehmen, Bauch- oder Kopfschmerzen, Einnässen, Schlafprobleme, Rückzug, Traurigkeit, Schulangst, Kita-Vermeidung, Trennungsangst usw.


3. Selbstbewusste Kinder mobben nicht. Erwachsene wie Eltern, Lehrkräfte oder pädagogische Fachkräfte sind Vorbilder. Kinder schauen sich die Mobbingstruktur meist bei Erwachsenen und in den Medien ab.


4. Jede Demütigung vor anderen Menschen, jedes Bloßstellen vor der Klasse oder jede Beleidigung und jedes Vorurteil von Seiten der Erwachsenen sind erste Mobbingverhaltensweisen.


5. Mobbing macht körperlich und psychisch krank.


6. Jedes Kind braucht ganz viel Wertschätzung, Geborgenheit und Anerkennung.


7. Als Eltern nicht die „Freunde“ der Kinder auswählen, bewerten oder Kinder ausgrenzen. Dieses ist bereits Mobbing.


8. Mobbing in der Familie: Kinder lächerlich machen vor den Geschwistern, Ausgrenzung, ständiges Schimpfen, Beleidigungen und Abwertungen bringen das Kind in eine schwierige Position/Außenseiterrolle in der Familie.


9. Mobbing ist auch, Kinder zu beschimpfen oder mit Worten und Blicken zu demütigen.


10. Wenn Kinder häufig Ausgrenzung oder Demütigung erfahren, so wird ihre Bindung zu den Eltern geschwächt und ihre Bindungsunsicherheit führt oftmals zum Mobbing.


11. Auch in der Kita gibt es bereits Mobbing – Kinder brauchen den Schutz der Erwachsenen.


12. Sein Sie Vorbild für Toleranz, Respekt und zeigen Sie Achtung dem Anderssein gegenüber.



Alle Informationen zu unserer Trainer - Ausbildung "THEKLA Stark gegen Mobbing" findest du auf unserer Homepage.

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